POP
CDs I
NEUES
AUS
DER MUSIKWELT
MOONCHILD
Peacefrog/Rough Trade CO
(47')
Ein Freund riet ihr, das Debüt so klin-
gen zu lassen, als wäre sie allein im
Wohnzimmer oder Schlafzimmer.
SOKO aka Stephanie Sokolinski hat
den Rat beherzigt, ihre erste CD war-
tet mit dem charmanten LoFi-Sound
eines Demotapes auf. Die hübschen
Indiepop-Songs der Französin sind
so intim wie ein vertontes Tagebuch.
So verarbeitet sie in „No More
Home, No More Love“ ihren Umzug
von Paris nach L.A., „We Might Be
Dead“ handelt von der Angst, etwas
Wichtiges im Leben zu verpassen,
und im Titellied geht's darum, dass
sich SOKO oftmals so deplatziert wie
ein Alien fühlt. Ein sonderbares
Mädchen.
hake
Seltsames Cover, seltsame Musik,
seltsamer Kopf, der hinter dieser Mu-
sik steckt: Sam Genders wurde fast
„aus Versehen“ bekannt durch das
Projekt Tunng, deren Musik ur-
sprünglich für Werbung und Softpor-
nos gedacht war und von der briti-
schen Presse als „Folktronica“ be-
zeichnet wurde. Sein Soloprojekt Dia-
grams
werden
alle
Tunng-Fans
ebenfalls lieben: ausgeklügelte Ar-
rangements, die sich am akustischen
Folk orientieren, aber auch durch zahl-
reiche elektronische Sounds irritieren,
und nicht zuletzt Genders sanfte, bis-
weilen an Peter Gabriel erinnernde
Bariton-Stimme verleihen dem Soft-
Pop einen besonderen Charakter,
pb
Auf der Basis mehrerer Singles, EPs :
und eines Mini-Albums nahm der ;
Hype um Alex Winston als das „next j
big thing“ in Sachen Pop absurde I
Formen an. Mit gerade mal zehn
Songs, unter denen längst bekann-
te, die übrigen nach derselben For- j
mel produziert, ist das nicht das viel-
\
seitigesTalent belegende Langspiel- ;
Debüt geworden, eher mit Kindweib-
Erotik in der Stimme „Lolita“-
j
Fantasien bedienende Pop-Konfek- j
tion. Was das angeblich mit Girl- j
group Pop der
6
oer Jahre zu tun ha- j
ben soll, ist so rätselhaft wie die zeit- j
weise bemühten Vergleiche mit j
Kate Bush, Joanna Newsom und j
Björk.
F. Sch.
;
Dieser Erstling zählt fraglos zum
spannendsten, was das Musikjahr
2 0 1 2
bis dato hervorgebracht hat.
Wer ihre bewegliche, zauberhaft
leicht intonierte Stimme und ihr
versiertes Gitarrenspiel einmal ge-
hört hat, vergisst Charlene Soraia
bestimmt nicht wieder. Noch bes-
ser: Mit einer Freiheit, für die an-
dere zig Jahre hart arbeiten müs-
sen, steht die Novizin schon jetzt
über allen Gattungen. Mit Starthil-
fe von Paul Stacey (Elkie Brooks)
verschränkt sie Dreampop, Pro-
gressive Rock sowie Jazz zum mar-
kanten Personalstit. Noch ist die
junge Dame ein Geheimtipp .
..
hake
M USIK ★
j M USIK ★ ★ ★ • <
KLANG ★
1
KLANG ★
M U SIK ★
KLANG
M U SIK ★
*
KLANG ★
* *
O
oc
1^0
Diverse Künstler
ZZ TOP - A TRIBUTE FROM
FRIENDS
Show Dog/Universat CD
(46')
Ein Tribute-Album für ZZ Top? Geht
das überhaupt? Zu eigenwillig und
unnachahmlich rockte dieses texa-
nische Trio, als dass man deren
Œuvre noch etwas hinzufügen könn-
te. Und in der Tat klingt zum Beispiel
der erste Song „Sharp Dressed Man“
von The M.O.B., wo immerhin neben
Mick Fleetwood und John McVie
noch Steven Tyler von Aerosmith so-
wie Meistergitarrist Johnny Lang mit-
wirken, kaum schlechter, aber eben
auch nicht besser oder anders als
das Original. Etwas origineller ge-
lingt die Heldenverehrung der Band
Filter, die aus dem Dunstkreis von Ni-
ne Inch Nails, Stone Temple Pilots
und Korn stammt und die „Gimme
Me All Your Lovin'" sehr hart angeht.
In eine ähnliche Kerbe hauen Ni-
ckelback mit einer deftigen Version
von „Legs“, während Wolfmother bei
„Cheap Sunglasses“ im Vergleich
zum Original ebenso Federn lassen
müssen wie Duff McKagan bei „Got
Me Under Pressure“. Coheed and
Cambria schaffen es dann wieder,
dank passabler Gesangspassagen
und feuriger Soli in „Beer Drinkers
And Hellraisers" ZZ Top Paroli zu bie-
ten.
Am meisten horcht man jedoch
bei zwei Songs auf: Country-Out-
law lamey Johnson ist abgebrüht
genug, um „La Grange“ entspre-
chend lässig und cool aufzuberei-
ten. Und der möglicherweise über-
raschendste Teilnehmer Wyclef
Jean hat mit „Rough Boy“ eine
für ZZ Top untypische Soul-Ballade
ausgewählt, die er gut stemmen
kann - obwohl auch er kaum vom
Original
abweicht.
Insgesamt
macht der Tribute-Sampler zwar
Spaß, aber die Teilnehmer haben
die Chance verspielt, diese Blues-
rock-Klassiker voranzubringen.
Peter Bickel
M USIK ★
*
KLANG ★
*
j Fürs neue Album „Appearances“ hat
; Dirk Darmstaedter den zuletzt
2 0 0
A
; genutzten Bandnamen Me And Cas-
j sity wieder aufgegriffen. Mit Anne
de Wolff (Rosenstolz), Martin Wenk
; (Calexico) und Kristofer Aström
i ahmt er angloamerikanische Mu-
I sikstile früherer Dekaden nach, ge-
; filtert durch die Brille des Hambur-
; ger Jungen. Er macht uns den Lloyd
; Cole (im Folkrock-Song „Bring It
j On“), versucht sich hörenswert am
\
Edelpop eines Paul Weller („Fred
; Astaire“) und musiziert Showtunes
ä la Mr. Bacharach („One Step
Ahead Of Me“). Nicht gerade neu,
; dank eingängiger Melodien aber
I trotzdem okay.
hake
M USIK ★
KLANG ★
WEITERE
NEUERSCHEINUNGEN
• The Asteroids Galaxy Tour:
Out Of Frequency (BMG Rights/
Rough Trade)_________________
• Berlin Heritage: Land Of The Rising
Sun (Spheric Music/H'Art)_______
• Beggar’s Bride: From The Wardrobe
Of My Soul (A-Minor/In-Akustik)
• Dionne Bromfleld: Good For The
Soul (Universal)_______________
9
The Big Pink: Future This
[4
AD)
• Band Of Skulls: Sweet Sour
(PIAS/Rough Trade)
• Fabrizio Cammarata & The Second
Grace: Rooms (Panmondial/
Groove Attack)
• Cashiva: Bollypop (Moonstruck)
• Death By Chocolate: From
Birthdays To Funerals (Deepdive/
Intergroove)
_____ _____
• Errors: Have Some Faith in Magic
(PIAS/Rough Trade)
• Mull Historical Society: City
Awakenings (XTRA Mile/Soulfood)
• The Megaphonic Thrift:
The Megaphonic Thrift
(Club AC
30
/Broken Silence)_____
• Rodrigo Y Gabriela & C.U.B.A.:
Area
52
(PIAS/Rough Trade)
• Red Baraal: Chaal Baby (laro)
• Maya Solovey: Maya Solovey
(Fabulous Generation)
• Soap & Skin: Narrow (PIAS)______
• Tina Trumpp: Duality
(TTRU Music/Edel)
• William Wahl: Wie schön wir waren
(EVI)
1
_____
IMe And Cassity
APPEARANCES
Tapete/Indigo CD (auch als LP)
126 STEREO 3/2012
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